Blutspende für alle - Unsere Forderungen zum Weltblutspendetag
- Hannah Dißelbeck
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Die Blutkonserven sind knapp, während der Covid-19-Pandemie werden sie immer knapper und die Reserven können kaum aufgefüllt werden, da sehr viel weniger Spenden möglich sind und eingehen. Wie auch letztes Jahr, ist dieses Jahr am 14.6. Blutspendetag und wie auch letztes Jahr und die vielen Jahre davor sind Männer, die Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben, defacto davon ausgeschlossen.
Vor 2017 war es MSM (men who have sex with men) völlig untersagt zu Spenden. Nach Kritik aus der EU änderte die Bundesärztekammer ihre Richtlinien dazu. Die aktuelle Regelung sieht vor, dass Männer 1 Jahr keinen Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben dürfen, dann können sie spenden. Zum Vergleich der Antikörper-Antigen-Suchtest auf HIV sagt 6 Wochen nach der Infektion aus, ob ich infiziert bin oder nicht. Der Gedankengang der Richtlinie ist klar: Männer, die Sex mit Männern haben, setzten sich (in jedem Fall!) einem erhöhten Risiko auf sexuell übertragbare Krankheiten, namentlich HIV, aus und müssen daher von der Spende ausgeschlossen werden bzw. ihnen willkürliche und absurd lange Wartezeiten ohne sexuelle Kontakte auferlegt werden.
Dieser Regel ist es egal, ob die Partner wechseln oder ich seit 10 Jahren in einer festen, monogamen Beziehung lebe. Ferner ist es egal, ob ich verhüte und Kondome benutze oder ob ich drei HIV-Tests mache, die alle aussagen, dass ich nicht infiziert bin. Es ist egal, ob einen sexuellen Kontakt mit einem Mann in einem Jahr hatte. Die Folge ist immer: Ich darf nicht Spenden.
Und gerade, weil alle diese Faktoren egal sind, ist die Richtlinie diskriminierend. Von der Spende ausgeschlossen werden nicht Personen, die ein erhöhtes sexuelles Risikoverhalten haben, sondern pauschal alle Männer, die mit anderen Männern Sex haben. Dabei gründet dieser Ausschluss nicht zuletzt auf alten Klischees und Vorurteilen, dass Homosexuelle Männer ständig ändernde Partner hätten, nie ein Kondom verwendeten und generell Krankheiten übertrügen. Das wird dann mit dem müßigen Verweis auf Statistiken untermauert, MSM infizierten sich häufiger mit HIV oder anderen Krankheiten als heterosexuelle Personen. Dabei ist doch die Ironie, dass "häufiger" kein valides Kriterium für die Sicherheit der Spende sein kann.
Zumal darüber nachgedacht werden könnte, woher diese Statistik kommt und ob genug getan wird um sie zu ändern: Wie findet sexualaufklärung für Homosexuelle oder MSM beispielsweise in der Schule statt? Wann wird über sexuell übertragbare Krankheiten geredet und dass auch Verhütung für Analverkehr wichtig ist? Sollte der Ort der Aufklärung nicht dort sein, wo Jugendliche ihre Sexualität entdecken und sie sich nicht selber suchen müssen bei den sehr guten und wichtigen Vereinen, die genau diese Arbeit leisten?
Dennoch lässt sich daran etwas ändern! In Italien beispielsweise wird auf dem Fragebogen zur Blutspende das eigene sexuelle Risikoverhalten abgefragt und nicht die Sexualität - die Verantwortung ist bei den Individuen zu suchen, die über ihr eigenes Verhalten reflektieren müssen. In der Reflexion ihres eigenen Risikoverhaltens unter zu Hilfe nahme von Leitplanken der Bundesärztekammer kann ich entscheiden, ob ich Blut spende oder nicht. Meine Sexualität, die ich unabhängig von projizierten Stereotypen anderer auslebe, darf kein Kriterium sein!
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