Ein Nachmittag in der Flüchtlingsunterkunft am Nonnenstieg

Grafik Arbeitskreis Kommunales

„Astrid, wir lieben dich!“ Neben diesen Satz ist noch ein schiefes Herz gemalt. Das selbstgemalte Bild und die Worte sagen viel über die Arbeit, die Astrid Müller in der Flüchtlingsunterkunft „Nonnenstieg“ leistet. Sie betreut dort geflüchtete Kinder und Jugendliche. Sozialarbeit ist für sie und ihre Kollegin Namal Ghafari, die in der Erwachsenenbetreuung tätig ist, nicht nur Beruf sondern auch Berufung.

Das durften wir erleben, als die Beiden uns Jusos im Rahmen des AK Kommunales durch ihre Einrichtung führten. Trotz ihres sicherlich anstrengenden Alltags hatten sie sich nach Feierabend Zeit genommen uns das Haus zu zeigen und unsere vielen Fragen zu beantworten. Ein besonderer Dank gilt hier auch AWO-Geschäftsführer Michael Bonder, der unseren Besuch möglich gemacht hatte.

Wenn man durch das Gebäude geht merkt man, dass hier wirklich versucht wird, ein möglichst lebenswertes Umfeld für die Bewohner*innen zu schaffen.

Die Wände sind im Rahmen eines Kunstprojekts bunt gestaltet worden. Es gibt einen Spielplatz für die Kinder, einen Sportraum oder Sitzbänke, damit zusammen gegrillt werden kann. Als wir ein momentan leerstehendes Zimmer betreten ist dieses trotzdem klein und wenig luxuriös. 2 Betten und einfacher Schrank. Ein wenig Geschirr und Zahnbürsten stehen bereit.

Diejenigen, die hier ankommen, werden mit dem Notwendigsten ausgestattet erklären uns die Mitarbeiterinnen. Hier gibt es Tränen über frische Unterwäsche und die Möglichkeit zu Duschen. Als jemand, der in Deutschland geboren wurde und in seinem Leben höchstens mit first world-problems zu kämpfen hatte, schluckt man, wenn Astrid Müller solche Geschichten erzählt. Spendengelder werden hier immer gebraucht. Nicht nur für die vielfältigen Projekte sondern auch, weil sich manche sonst die Anwaltskosten für ein Ayslverfahren nicht leisten können. Die Kinder spielen hier nicht mit Wasserpistolen, um zu vermeiden, das Traumata wieder hochkommen.

Es gibt einen Sicherheitsdienst und eine Gewaltschutzbeauftragte. Das Leben vieler Menschen auf einem Raum ist nicht immer einfach.

Und trotzdem ist der Nonnenstieg auch ein Ort der Hoffnung.

Die Kinder können hier wieder Kind sein. Einige von ihnen gehen bereits in reguläre statt in Sprachlern- Klassen.

In der hauseigenen Fahrradwerkstatt werden Fahrräder für ein neues Leben in Deutschland repariert und im Musikraum probt regelmäßig eine Band, deren Mitglieder auch alle Fluchterfahrung haben. „Asadi“ heißt die. Persisch für Freiheit.

„Der Name sagt viel“, lächelt Namal Ghafari. Man glaubt ihr und ihrer Kollegin sofort, wenn sie erzählen, dass sie trotz der beschlossenen Schließung der Einrichtung 100 Prozent geben werden. Damit jede*r diese Freiheit erleben darf.

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